Wie alles begann …
Stallgründer Walter Bach blickt zurück auf die Anfangsjahre
… Die Liebe zu den Pferden lag mir im Blut und so wurde der Reitsport ein wichtiger sportlicher und naturverbundener Bestandteil meines Lebens. Schon sehr früh durfte ich mich auf den Rücken eines Pferdes schwingen und erlernte Schritt für Schritt im Marktredwitzer Reit- und Fahrverein St. Hubertus, überwiegend durch meinen Vater, die Grundlagen des Reitens. Dieser Verein wurde später leider aufgelöst. Als ich nach meinem Studium Anfang der 60er Jahre in meine Heimatstadt zurückkam, kaufte ich über die Vermittlung von Otto Bernschneider, einem Reiterfreund meines Vaters, mein erstes eigenes Pferd – einen dunkelbraunen Rottaler Wallach namens Wotan. Zu dieser Zeit reifte auch der Entschluss in mir, diesen alten Reitverein wieder aufleben zu lassen. Ich lud alle mir von früher bekannten Reiter zusammen ein und konnte sie auch für mein Vorhaben begeistern. Es stellte sich aber heraus, dass von dieser Seite keine besondere Initiative erwartet werden konnte. 1968 wurde der Reitverein St. Hubertus von mir mit einer neuen Mannschaft neu gegründet. Gründungsmitglieder waren Hannelore Märklstetter, Otto Bernschneider und mein Bruder Helmut Bach. Später kamen dann Walter Dagostin, Hermann und Michael Meier sowie die Gebrüder Baumüller dazu. Es folgten Klaus von Glass, Richard Glass und Gerd Meuche.
Hinsichtlich des Beschlusses, den Reitclub St. Hubertus wieder neu aufleben zu lassen, wollte ich – um Fakten zu schaffen – mehrere Pferde, u.a. für meinen Bruder, besorgen. Hier war Otto Bernschneider der richtige Fachmann, der sehr gerne mit auf die Suche gegangen ist, um mich in allen Dingen, wenn es um das Thema Pferd und Reiten ging, zu beraten. In diesem Zusammenhang kam auch die freundliche Verbindung zu Erika und Heinrich Brinkmann, den Besitzern des Reiterhofs Brinkmann in Ohlenrohde, zustande. Heinrich war ein bekannter und sympathischer Pferdehändler, von dem wir mehrere Pferde, wie zum Beispiel Akelei, Farmer und Tiger gekauft haben. In Marktredwitz konnten wir die Tiere im ehemaligen Pferdestall des Marktredwitzer Spediteurs Köppel unterstellen. Herr Köppel, der Chef der Spedition, war ebenfalls Pferdenarr, der jeden Abend in den Stall kam, um sich nach seinem letzten Pferdegespann umzusehen.
Damit war ein wichtiger Meilenstein für unseren Reitclub gelegt. Für viele Jahre war Alfred Fischer als unser „Stallmeister“ tätig. Von ihm gibt es viele Anekdoten zu berichten. Eine der schönsten ist die seines „Einzugs“ bei uns im Stall: Er war damals Platzwart beim Tennisclub Grün-Weiß und erzählte mir dort, wie sehr er Pferde liebe und gerne die Stallarbeiten bei uns übernehmen würde. Eines Tages bekam Otto Bernschneider ein nobles Reitpferd mit dem Namen „Graf Grundling“, das er bei einer Auktion in Münster ersteigert hatte, per Eisenbahnwaggon überführt und wir baten Alfred Fischer, uns beim Ausladen behilflich zu sein. Als ich ihn vom Tennisplatz dazu abholte, sagte er: „Moment Chef, es dauert noch einen Augenblick!“ Schließlich erschien er mit einem geschnürten Bündel und wechselte so ohne Absprache mit dem Vorstand des Tennisclubs seinen Arbeitsplatz vom Tennisplatz zum Reitstall. Alfred Fischer, der im heutigen Tschechien vor der Ausweisung selbst einen großen Bauernhof besaß, war ein zuverlässiger Mitarbeiter in unserem Stall und ist bis ins hohe Alter mit uns geritten.
Das Gründungsmitglied Otto Bernschneider, der schon während seiner Militärzeit viel zu tun hatte, schuf eine Basis für eine artgerechte Pferdehaltung und vermittelte die Grundlagen des Reitens. Dr. Max Schmidtner, dem wir ebenfalls viel zu verdanken haben, legte den Schwerpunkt auf die sportliche Seite. Mit ihm wurden die Reitertage, die anfangs unter der Regie von Otto Bernschneider aus einer Jagd und einer Springprüfung bestanden, Stück für Stück zu einer Vielseitigkeits-, Dressur- und Springprüfung ausgebaut.
Der inzwischen ebenfalls verstorbene Dr. Ernst Hick, dem wir sehr freundschaftlich verbunden waren, gab uns – als Untergruppe des LRFV Hof – die Möglichkeit, bei Verwaltungs- und Organisationsaufgaben bei den Reittagen, aber auch generell dazuzulernen. Auch den gesamten Turnierablauf haben wir größtenteils vom Hofer Verein übernommen. Hingegen war unser großes Vorbild für die Jagdreiterei Manfred Freiherr von Künsberg, Oberlangenstadt. Auch Willi Raithel (Fahrenbühl) hat die oberfränkische Jagdtradition stark mitgeprägt.
Seit der Neugründung des Reitclubs St. Hubertus bzw. der ersten Baustufe des Reitstalls an den Drei Bögen, wurde wöchentlich eine Brotzeit abgehalten, die dann später abwechselnd immer von einem Mitglied ausgerichtet wurde. Durch diese feste Einrichtung ist es uns gelungen, im Wesentlichen die Kommunikation zwischen den Mitgliedern lebendig zu erhalten. Die Brotzeit als Basis, die Wochenendausritte als Höhepunkte, wenn Ziele wie Kellermühle, Raumberghof oder das Marktredwitzer Haus bzw. Friedenfels angeritten wurden. Immer mit dabei waren die Familien mit großer Kinderschar. So verbrachten wir viele Stunden in Gottes freier Natur, dabei durfte aber eine gute Brotzeit nie fehlen. Eine weiter Steigerung waren noch die wunderschönen Viertagesritte, über die man ein eigenes Buch schreiben könnte.
Leider können hier nicht alle wichtigen Ereignisse und Begleiter unseres Reitclubs aufgeführt werden. Aber einer darf auch keinen Fall vergessen werden – Max Weber. Er hat Reitergeschichte geschrieben. Ich kannte ihn schon aus jungen Jahren. Ein Leben lang hat er sich für Pferde engagiert.
An dieser Stelle möchte ich es nicht versäumen, mich bei allen Pferdeliebhabern und sachkundigen Reitern zu bedanken. Ohne deren Rat und ehrenamtliches Engagement wäre es nicht gelungen, den Reitstall St. Hubertus bis zur heutigen Größe aufzubauen.